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Ende der achtziger Jahre fing ich an Heavy Metal zu hören. Damals war ich 14 und verstand noch nicht viel von Heavy Metal. Aufzuzählen brauche ich nicht, was für Bands damals tätig waren, die Musik und die Bands der achtziger Jahre gehören zu der Geschichte der Heavy Metal Musik. Eine meiner Lieblingsbands waren die Wolfsburger Protector. Nach einer erfolgreichen Suche gelang es mir, den Sänger der damaligen Kultgruppe, Martin Missy zu erreichen, der auf meine Fragen gern geantwortet hat.
Grüß Dich Martin! Wie geht’s Dir heutzutage? Wie läuft’s bei dir? Mir geht’s gut, und alles läuft bestens. Ich würde ein ausführliches Interview mit Dir machen. Bist Du bereit auf meine Fragen zu antworten? Aber sicher! Schieß los! Wie und wann wurde Protector gegründet? Wie waren die ersten Protector Proben? Wie hat euer Proberaum ausgesehen? Was bedeutete der Name der Gruppe? Protector wurden im Sommer 1986 von Michael Hasse (drums, vocals), Hansi Müller (guitars) und Michael Schnabel (bass) gegründet. Michael Schnabel stieg Ende 1986 aus, und für ihn kam dann Anfang 1987 Ede Belichmeier in die Band. Im März des selben Jahres kam ich dann als Sänger hinzu (Micha wollte sich voll auf die Schlagzeugarbeit konzentrieren und überließ mir das Mikrophon). Es war ein Super-Gefühl in einer Band singen zu dürfen, die bereits ein Demo aufgenommen hatte, und deren Musik ich toll fand. Am Anfang war ich natürlich ein wenig nervös, aber als ich das Gefühl bekam als Bandmitglied akzeptiert zu sein, verschwand die Nervosität. Wir haben in verschiedenen Räumlichkeiten geprobt (u.a. in dem Gartenhaus meiner Eltern, und in Michas Wohnung bei seinen Eltern im Keller), aber die meiste Zeit probten wir in der Gartenlaube von Michaels Eltern, die in einem Dorf, ein paar Kilometer außerhalb Wolfsburgs liegt. Der Name bedeutet auf deutsch übersetzt „Beschützer“. Es ist aber kein weiterer Hintergedanke damit verbunden. Auf den Namen sind Hansi und Micha über eine Assoziationskette gekommen, als sie Mal zusammensaßen, um sich einen Namen für die Band auszudenken (Aggressive Perfector, Perfector, Protector).
Eure Veröffentlichungen wurden von Atom-H Records herausgegeben. War es ein kleines oder ein großes Label? Was für Bands waren damals noch bei Atom-H unter Vertrag? Wie war eure persönliche Beziehung zu dem Label? Existieren sie noch? Atom H war eine ganz neugegründete ziemlich kleine Plattenfirma (u.a. von Jürgen Engler, Bandmitglied der „Krupps“). Soweit ich mich erinnern kann, waren außer uns noch Rumble Militia und Accuser auf dem Label. Unser Verhältnis mit der Plattenfirma war, bis auf ein paar kleine Reibereien, eigentlich immer ganz gut. Atom H fusionierte dann irgendwann mit einer anderen Plattenfirma, und soweit ich weiß, existiert diese heute nicht mehr. Mitte der achtziger Jahre sind viele, kleine Labels tätig geworden. Ich denke an Brainstorm, Hot Blood, Scratchcore, Aaarrg, Shark, Earthshaker oder Gama. Hast Du diese Firmen gekannt? Haben sich diese Labels aufgelöst oder sind sie spurlos geschwunden? Wie haben diese Labels gearbeitet? Die Leute von Aaaarg- Records kannten wir ganz gut, da wir in deren Studio in Bochum die „Golem“ und die „Urm the Mad“ aufgenommen haben. Die anderen Plattenfirmen kannten wir nicht, da wir eigentlich nur Kontakt mit unserer eigenen Plattenfirma und den oben erwähnten Aaarg- Records hatten. Was aus diesen Plattenfirmen geworden ist, weiß ich leider nicht. Die Veröffentlichungen dieser Labels zählen heute zu den Klassikern der Metal Geschichte. Weißt du eventuell, welche Bands bei diesen Label unter Vertrag waren? Auch hier kenne ich eigentlich nur einige Bands von Aaarg-Records (Mekong Delta und Living Death). Ihr habt ein stetiges Line-up gehabt. Wer sind Deine Mitglieder gewesen? Nachdem ich im März 1987 bei Protector eingestiegen war hat sich ja einige Jahre am Line-up nichts verändert. Erst Ende 1989 stieg Oliver Wiebel endgültig für mich in die Band ein. Hansi verließ die Band irgendwann zwischen der „Leviathan’s Desire“ (1990) und der „A Shedding Of Skin“ (1991). Oliver übernahm dann neben dem Gesang auch die Gitarrenarbeit. Ede wiederum stieg irgendwann zwischen der „A Shedding Of Skin“ und der „The Heritage“ (1993) aus. In diesem Zeitraum nahm dann auch Marco Pape den Platz hinter dem Schlagzeug ein. Während der Laufbahn Protectors habt ihr zwei Mini- CDs und zwei Alben veröffentlicht. Jetzt bitte ich dich, die Platten mit Deinen eigenen Worten vorzustellen. Worum handelt es sich in den Texten? Wer hat die Texte und die Musik geschrieben? Wo habt Ihr die Platten aufgenommen? Wann sind sie erschienen? Fangen wir mit „Misanthropy” an! Die Platte haben wir im Sommer 1987 im White Lines Studio in Braunschweig aufgenommen und sie erschien im Herbst des selben Jahres. Es war das erste Mal dass ich in einem Studio war, und am Anfang hat das mit meiner Stimme nicht so hingehauen. Aber nach einiger Zeit hat sich die Stimme dann eingerenkt und klang so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Riffs hat Hansi gemacht, und Michael und Ede haben das Ganze dann mit ihren Instrumenten komplettiert. Bei der ersten Platte habe ich versucht über „brutale“ Themen zu schreiben: Menschenhass, der Inquisition, Platzangst, Brudermord, Söldnern und Krieg.
"Leviathan's Desire". Auf dieser Scheibe ist eine neue Version des Songs „Kain and Abel” zu hören? Beschäftigt sich der Text mit der Geschichte aus der Bibel? Ja, das stimmt. Die Idee kam mir im Religionsunterricht (ich ging zu der Zeit noch zur Schule) als wir die Geschichte aus der Bibel von Kain und Abel analysierten. Erzähl mal was über die früheren Protector Gigs! Wie viele Konzerte habt ihr gegeben? Mit welchen Bands seid ihr auf Tour gewesen? Erinnerst du dich an das beste Protector Konzert? Wie viele Konzerte Protector insgesamt gegeben haben, weiß ich nicht. Ich würde schätzen so um die 50. Ich habe mit Protector 12 Gigs gemacht, das waren aber immer Einzelgigs, ich war nie auf einer Tour mit dabei. Das beste Konzert das ich als Sänger miterlebt habe, muss unser erstes Konzert in Deutschland, am 19.September 1987 in Braunschweig mit Sodom, gewesen sein. Das ging so richtig gut ab. Aber eigentlich war jedes Konzert etwas besonderes. Habe mit Protector nie ein wirklich schlechtes Konzert erlebt. Im Logo von euch war ein Pentagramm zu sehen. Was hat dieses Zeichen symbolisiert? Haben sich hinter diesem Zeichen religiöse Konzeptionen gesteckt? Nein, es hatte mit Religion nichts zu tun. Hansi hat den Schriftzug entworfen, und das Pentagramm steht eigentlich nur für „Heavy Metal“ im allgemeinen, nicht für „Satanismus“. Was denkst du über Religionen und über die christliche Kirche? Was bedeutet dir der Begriff die Kraft der schwarzen Seiten? Habe mich nie so sehr mit Religion auseinandergesetzt, obwohl ich einige Zeit (vor Protector) auch in der katholischen Kirche aktiv war. Ich glaube eher an die guten Seiten als an die dunklen. Was ist nach der Veröffentlichung von „Leviathan’s Desire” mit euch geschehen? Habt ihr euch aufgelöst? Warum? Wie ich schon erwähnt, gingen die einzelnen Bandmitglieder ab Ende der 80er Jahre nach und nach ihre eigenen Wege, bis dann 1993 kein Original-Mitglied mehr dabei war. Bei mir war es so, dass ich nicht mehr die nötige Energie hatte. Die hat dann Olly als er einstieg wieder in die Band gebracht. Bei Hansi war es wohl zuallererst die Familie, glaube ich (er ist verheiratet und hat zwei Kinder). Ohne dich wurden zwei Scheiben „A Shedding Of Skin” und „The Heritage” veröffentlicht. Hast du diese Platten gehört? Gefallen sie dir? Bei der „A Shedding Of Skin“ habe ich noch vier Texte geschrieben. Beide Platten habe ich aber nur ganz selten gehört, kann mir also deshalb auch kein qualifiziertes Urteil darüber erlauben. Bei den Fans sollen sie, auf jeden Fall was ich gehört habe, gut angekommen sein.
Weißt du etwas über die anderen, damaligen Protector Mitglieder? Wenn ich mich nicht irre, ist Michael Hasse ums Leben gekommen. Ist es wahr? Warum ist er gestorben? Hansi arbeitet im VW-Werk. Wir haben sporadischen Kontakt miteinander. Mit Ede habe ich seid bestimmt 5 Jahren nicht mehr gesprochen. Ich weiß nicht was er heute so macht. Michael ist 1994 gestorben. Über die genauen Hintergründe seines Todes ist mir jedoch nichts bekannt. Protector wurde Mitte der Achtziger ins Leben gerufen. Wie hat damals die deutsche Underground Szene ausgesehen? Erzähle bitte über diese Zeit und über die Bands! Es war eine tolle Zeit. Jeden Monat kamen neue, geniale Scheiben heraus. Massenweise neue Musikrichtungen und Bands wurden ins Leben gerufen. Mit Sodom (für die Michael eine Zeitlang den Fanclub leitete) und Living Death hatten wir den meisten Kontakt. Das waren alles wirklich sympathische Menschen, und es ist eine Zeit die ich nicht Missen möchte. Welche Bands waren deiner Meinung nach die besten, welche haben dir am besten gefallen? Meine Lieblingsgruppen damals waren unter anderem Celtic Frost, Possessed (!!!), Slayer und Kreator. Habe mir damals aber fast alles angehört, was es auf dem Markt gab. Man kann schon fast sagen, dass Mitte der Achtziger die deutschen Thrash Gruppen an der „Macht“ der musikalischen Welt gewesen sind. Sie haben die Musik bestimmt. Wie konnten sie so lange „herrschen”? Was fällt dir ein, wenn ich Destruction, Living Death, Kreator, Sodom, Violent Force, Assassin, Warrant, Iron Angel oder S.D.I. erwähne? Es war halt die Zeit der deutschen Thrashbands die, beeinflusst von der ersten Welle des Metals der härteren Gangart (Venom, Metallica, Slayer) nach und nach das Licht der Welt erblickten. Da es etwas total neues war, hat diese Musik natürlich auch viele neue Fans bekommen, die der Musik dann auch lange (teilweise sogar sehr lange) treu geblieben sind. Außerdem ist Deutschland ja auch einer der größten Märkte für Metalmusik überhaupt. Gab es Bands, die begabt waren, aber nicht bekannt wurden? Ich habe mich damals mit Demo- und Underground-Bands nicht so sehr beschäftigt. Meistens habe ich Bands gehört, die auch Platten herausgebracht haben. Irgendwelche unbekannten Größen fallen mir deswegen nicht ein. Wie war damals die Underground Presse? Was für Fanzines sind damals erschienen? Es gab ganz viele Fanzines. Viel zu viele um sie hier alle aufzählen zu können. Wir haben viele Interviews mit Mags aus ganz Europa (viele aus dem damaligen Ostblock) gemacht. Zu der Zeit entstanden ja auch Mags die später richtig groß wurden, wie z.B. der Rock Hard. Hast du Kontakt mit den ehemaligen Protector Mitgliedern oder mit irgendjemanden, der damals in der Szene vertreten war? |
